Frau Liebling:
Oh je, jetzt ist es auch ihm mal passiert. Herr Schatz will einfach nicht seinen Mann stehen und ich bin ziemlich erstaunt. Erektionsstörung. Mein erster Reflex: Ich möchte ihn irgendwie trösten. Weil ich als Frau das eigentlich gar nicht so schlimm finde. Bin ja auch nicht immer auf Kommando erregt. Mein mütterlicher Trost ist natürlich genau das Falsche. Er erstickt auch noch seinen letzten Lust-Funken. Würde mir vermutlich genau so gehen. Zu viel Aufmerksamkeit macht eben manchmal alles noch schlimmer. Und jetzt? Die erotische Stimmung droht zu kippen. Ich lasse von ihm ab und beginne, mich selbst zu streicheln. Verspielt. Lasziv. Provokant. Ganz bei mir und doch bei ihm. Der Druck ist weg, aber die Leidenschaft bleibt. Fast vergesse ich dabei, wie es ihm geht, Herrn Schatz. Aber nur fast. Männer sind halt keine Maschinen.
Herr Schatz:
So fühlt er sich also an, der maskuline Super-GAU, die innere Kernschmelze. Na super, jetzt sitzt der Stress im Job auch da, wo ich ihn gar nicht brauchen kann. Danke, Chef! Ich fühle mich klein, im Sinne des Wortes, und der Durchhänger ist mir wahnsinnig peinlich. Weil ich nicht liefern kann, nicht funktioniere. Habe schon öfters davon gelesen und gehört, aber jetzt weiß ich auch, wie es sich anfühlt, schlapp zu sein. Meine Gedanken rasen und mir fehlen die Worte. Am liebsten wäre ich jetzt allein. Das Mitleid von Frau Liebling törnt mich nur noch mehr ab. Und plötzlich lässt sie mich in Ruhe – aber sich nicht. Zum Glück. Ich merke, dass sie mit sich beschäftigt ist. Hmmmh, gefällt mir! Es dauert zwar, bis sich mein Gedanken-Karussell langsamer dreht. Es hilft mir, zu wissen, dass Sex eben auch Kopfsache ist. Fühlt sich gut an, jetzt.
(c) svea_anais_perrine_photocase