TOXISCHE BEZIEHUNG ERKENNEN: MERKMALE & TIPPS

Toxische Beziehung: Seit einiger Zeit wird der Begriff häufig verwendet, um das Verhaltensmuster eines Partners oder einer Partnerin in intimen, dysfunktionalen Beziehungen zu beschreiben. Es ist aber auch eine Diagnose, die schnell gestellt ist, wenn die Liebe kaputt ist oder kaputt zu gehen droht. Doch woran erkennt man eine toxische Beziehung wirklich und besteht die Möglichkeit, sie noch zu retten? Liebling + Schatz klärt auf.

Inhalt:

    • Was ist eine toxische Beziehung
    • 10 Warnzeichen für eine toxische Beziehung
    • Was sind die Ursachen einer toxischen Beziehung?
    • Narzissmus als Ursache einer toxischen Beziehung
    • Kann man eine toxische Beziehung retten?

Einleitung:

Als Larissa Christian kennenlernt, hängt der Himmel voller Geigen. Sie verbringen jede freie Minute zusammen. Wenn man sie sieht, dann meist nur noch im Doppelpack. Auch mit der ersten gemeinsamen Wohnung kann es für beide nicht schnell genug gehen – es scheint einfach alles perfekt.

 

Nach circa einem Jahr Beziehung kontaktiert uns Larissa völlig aufgelöst und am Ende ihrer Kräfte. Denn Christian zeigt sich plötzlich von einer ganz anderen Seite, kritisiert seine Freundin oft und wirkt fast cholerisch, wenn es einmal nicht nach seinem Kopf geht. Die junge Frau weiß selbst nicht mehr, wann sie anfing, sich selbst aufzugeben und wann sie zuletzt eigentlich richtig glücklich war. Sie weiß nur, dass sich etwas ändern muss.

 

Kommt Ihnen Larissas Geschichte bekannt vor? Fragen Sie sich vielleicht, warum sie sich seit einiger Zeit so unglücklich in Ihrer Partnerschaft fühlen, wie es nach der anfänglichen großen Verliebtheit so weit kommen konnte und ob es noch Sinn macht, an der Beziehung festzuhalten?

 

Um all diese Fragen zu klären, fangen wir am besten von vorne an:

Was ist eine toxische Beziehung?

Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn die typische toxische Beziehung gibt es nicht – es gibt allerdings bestimmte Verhaltensmuster und Gefühle, die eine Partnerschaft „giftig“ machen. Was nun ein einzelner Mensch in seiner Beziehung als toxisch wahrnimmt, kann sehr unterschiedlich sein.

Wir möchten darauf hinweisen, dass toxische Beziehungen alle Formen von zwischenmenschlichen Beziehungen betreffen können. Auch Beziehungen zu Eltern, Kolleg*innen oder Freund*innen. Sie kennzeichnen sich durch einen Mangel an Gleichberechtigung und echter Bindung und Intimität. In unserem Blogbeitrag beleuchten wir jedoch insbesondere toxische Paarbeziehungen.

Sollten Sie sich fragen, ob Sie sich möglicherweise in einer toxischen Beziehung befinden, sollten Sie jedoch folgende Warnsignale nicht außer Acht lassen:

10 Warnzeichen für eine toxische Beziehung

Ist meine Beziehung toxisch? Die Checkliste zeigt Ihnen, ob Ihre Partnerschaft Muster einer destruktiven Beziehung aufweist.

  • Es geht Ihnen in letzter Zeit häufiger schlecht als gut.
  • Ob es in der Beziehung „gut läuft“ hängt, stark von Ihrem Verhalten ab; um vom Partner oder der Partnerin komplett akzeptiert zu werden, müssen Sie sich verbiegen und können nicht Sie selbst sein.
  • Es treten körperliche Beschwerden auf wie beispielsweise Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrasen, Magen-Darm-Probleme oder gar Hautausschläge.
  • Sie haben das Gefühl, dass Ihr Leben die Leichtigkeit verloren hat.
  • Ihr/e Partner*in isoliert Sie von Freund*innen oder Familie und versucht Sie zu kontrollieren. Dies ist auch oft der Fall, wenn Eifersucht zusätzliche eine Rolle in der Beziehung spielt.
  • Sie ziehen sich vor Scham zurück, weil nahestehende Menschen Ihnen schon oft gesagt haben, dass Ihnen der Partner oder die Partnerin nicht guttut.
  • Sie werden vermehrt darauf angesprochen, ob es Ihnen nicht gut geht. Oft bemerken Außenstehende die Anzeichen schneller als die Betroffenen selbst.
  • Die toxische Person in der Beziehung hat extreme Gefühlsschwankungen. In einem Moment werden Sie mit Liebesbekundungen überschüttet, im nächsten grundlos niedergemacht.
  • Die Beziehung kostet Sie mehr Anstrengung, als dass sie Ihnen Zufriedenheit schenkt.
  • Ihr Bauchgefühl signalisiert Ihnen deutlich, dass etwas nicht stimmt, Sie bleiben aber dennoch, weil Sie sich entweder für Ihr Gegenüber oder sich selbst verantwortlich fühlen.

Eine toxische Liebe beginnt wie in Larissas Fall oft sehr leidenschaftlich. Das wahre Gesicht des Partners bzw. der Partnerin zeigt sich erst im Laufe der Zeit. Die Hoffnung, dass es wieder so schön werden könnte wie zu Beginn, lässt viele an der Beziehung festhalten. Wer über lange Zeit ignoriert, dass es ihm in der Beziehung mehr schlecht als gut geht, nimmt seelischen oder auch körperlichen Schaden. Spätestens dann sollte man die Partnerschaft überdenken.

Was sind die Ursachen einer toxischen Beziehung?

Zu einer toxischen Beziehung gehören immer zwei! Die Ursachen bestehen darin, dass zwei Menschen mit gewissen Eigenschaften aufeinandertreffen. Toxische Menschen suchen sich ihre Partner*innen bewusst aus. Sie brauchen jemanden, der ein schwaches Selbstwertgefühl besitzt, den sie zu ihren Gunsten formen können oder der sich nicht widersetzt. 

! Wenn Sie festgestellt haben, dass Ihre Beziehung vergiftet sein könnte, gilt es also auch die eigene Einstellung zu hinterfragen. Warum habe ich mir diesen Mann oder diese Frau ausgesucht?

Ursachen entstehen häufig in der Kindheit

Es kann auf jeden Fall Sinn machen, sich mit der eigenen Vergangenheit bzw. den Beziehungsmustern, die man in der Familie oder früheren Partnerschaften erlebt hat, auseinanderzusetzen. Denn wir Menschen tendieren dazu, altbekannte Muster zu wiederholen. War man es als Kind beispielsweise gewohnt, nur dann Liebe von den Eltern zu erfahren, wenn man seine eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt hat, so könnte es sein, dass man dieses Verhalten auch in späteren Liebesbeziehungen wiederholt und Schwierigkeiten hat, für sich selbst einzustehen und Grenzen zu setzen.

Auch toxische Partner*innen haben in der Kindheit meist einen emotionalen Mangel erlebt und überspielen die eigene innere Schwäche und Unsicherheit im Erwachsenenalter durch Machtverhalten. Sie stellen die eigenen Bedürfnisse permanent in den Mittelpunkt, während die ihrer Lebensgefährt*innen ignoriert werden.

 

In vielen toxischen Beziehungen hat einer der beiden Partner*innen narzisstische Tendenzen. Aber auch die Beziehung zu einem suchtkranken oder depressiven Menschen kann toxisch sein.

Narzissmus als häufiges Muster in toxischen Beziehungen

„So ein/e Narzisst*in!“ Hinter der Begrifflichkeit, die manchmal schnell daher gesagt ist, verbirgt sich viel mehr: Menschen mit einer ausgeprägten narzisstisch akzentuierten Persönlichkeit (heute spricht man nicht mehr von Persönlichkeitsstörung) sind Hauptverursacher*innen toxischer Beziehungen. Nach außen hin wirken sie gutaussehend, charmant und einnehmend. Doch innerlich sind diese Menschen häufig von Selbstzweifeln zerfressen. Ihre größte Angst ist es, dass es jemandem gelingen könnte, hinter die Kulissen zu blicken: Denn ihren geringen Selbstwert soll bloß niemand aufdecken.

 

Klingt zunächst zwar wenig anziehend, doch Narzisst*innen sind hervorragend darin, ihr Gegenüber mit Charme und „Lovebombing“ (viele Liebesbekundungen, Geschenke, Komplimente gleich zu Beginn der Dating-Phase) in ihren Bann zu ziehen und so schnell wie möglich Kontrolle über die Person zu bekommen. Hat sich das „Opfer“ verliebt, sind statt Komplimenten Kritik und Schuldzuweisungen an der Tagesordnung. Droht sich der/die Partner*in dann zu entfernen, geizen Narzisst*innen nicht mit ihrem Charme wie zum Beginn der Beziehung – was beim Partner oder der Partnerin wieder Glückshormone auslöst und wie süchtig nach der narzisstisch veranlagten Person werden lässt. Nicht selten entsteht durch dieses Heiß-Kalt-Verhalten die Co-Abhängigkeit.

Kann man eine toxische Beziehung retten?

Ob man solch ungesunde Beziehungsmuster auflösen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt jedoch einige Voraussetzungen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich die Beziehung heilen und zum Guten wenden lässt.

  • Beide Partner*innen müssen bereit sein, an der Beziehung zu arbeiten.

  • Die Gewissheit, dass die Liebe von beiden Seiten erwidert wird.

  • Die Erkenntnis, dass die Partnerschaft „giftig“ ist und sich etwas ändern muss.

  • Die Bereitschaft, Verantwortung für sich und die Beziehung zu übernehmen und ggf. professionelle Unterstützung wie eine Paartherapie in Anspruch zu nehmen.

Wann es besser ist, eine toxische Beziehung zu beenden:

  • Ihr Körper und Ihre Seele senden Ihnen immer wieder eindeutige Signale, dass Sie am Ende sind.

  • Ihr/e Partner*in ist nicht einsichtig und möchte nicht an der Beziehung arbeiten. Es bleibt nur bei Worten, auf die keine Taten folgen.

Haben Sie es mit Narzissmus zu tun, müssen Sie wissen, dass diese Persönlichkeitsstörung nicht heilbar istPsycholog*innen sind sich in diesem Fall einig. Aufgrund des geschwächten Selbstwertes des/der abhängigen Partner*in bedarf es hierfür in den meisten Fällen ebenfalls professioneller Unterstützung, sich zu lösen.

Da sich eine toxische Beziehung eben dadurch auszeichnet, dass eine/r der beiden Partner*innen oder beide in Co-Abhängigkeit zueinander leben, ist es natürlich leichter gesagt als getan, sich aus solch einer Beziehung zu lösen, sich Hilfe zu holen oder an ihr zu arbeiten.

Wir von Liebling + Schatz begleiten Sie gerne dabei, eine toxische Beziehung und ihre Folgen für Ihre Beziehung oder sich selbst emotional zu verarbeiten. In unserer jahrelangen Praxisarbeit haben wir damit immer wieder zu tun. Wenn Sie unsere Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie uns!

Foto Credit: Unsplash/Kelly Sikkema

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