WAS EINE FEHLGEBURT MIT DER BEZIEHUNG MACHT

So freudig die Nachricht von einer Schwangerschaft ist, so schrecklich ist es, wenn der Traum zerplatzt. Eine Fehlgeburt ist für beide Partner*innen eine Belastungsprobe. Was trägt Paare durch diese Zeit und was gibt Halt, wenn das das Thema die Beziehung stark belastet? Liebling + Schatz weiß Rat.

Inhalt:

    • Wie Väter und Mütter den emotionalen Verlust erleben
    • Beziehungskrise durch unterschiedliche Reaktionen der Partner*innen
    • Fazit

Einleitung:

Eine Fehlgeburt oder Totgeburt ist für ein Paar nur schwer greifbar. Beide Partner*innen erleben einen solchen Verlust unterschiedlich und dennoch ist die gemeinsame Bewältigung so wichtig. Findet sich ein Paar in einer solchen Situation wieder, können Gefühle wie Angst, Wut, und tiefe Traurigkeit auch zusätzliche Zweifel hervorrufen und mit der Zeit zu einer großen Belastung für die Beziehung werden, die zur Trennung führen oder auch noch nach Jahren schwer wiegen kann. Was viele nicht wissen: Der Verlust einer Schwangerschaft vor der 20. Woche kommt sehr häufig vor (mindestens zehn Prozent der bewussten Schwangerschaften enden während des ersten Trimesters) und ist gleichzeitig ein hartnäckiges Tabu, über das noch immer zu wenig gesprochen wird. Dies führt dazu, dass viele Paare sich selbst Vorwürfe machen oder denken, sie müssten ihre Trauer allein bewältigen.

 

Eine Fehlgeburt kann eine Beziehung wachsen lassen oder grundsätzliche Unstimmigkeiten in der Partnerschaft bzw. der Ehe fördern. Das fanden amerikanische Familienforscher*innen der Universität Washington heraus, die mehr als 180 Frauen nach einer Fehlgeburt ein Jahr lang begleitet hatten. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin „Psychosomatic Medicine“ veröffentlicht.

Väter und Mütter empfinden den emotionalen Verlust oft unterschiedlich

Obwohl man keine Verallgemeinerungen über Geschlechter und psychische Gesundheit machen kann, fällt in der Praxis immer wieder auf, dass Männer ihre emotionalen Reaktionen nach einer Fehlgeburt anders ausdrücken als Frauen.

 

Wie fühlen sich Frauen nach einer Fehlgeburt?

Zwei von drei Frauen, die an der oben genannten Studie teilnahmen, sagten demnach, dass sich die Beziehung zu ihrem Mann durch die Fehlgeburt nicht verändert oder sogar vertieft hat. Jede dritte Frau berichtete jedoch, eine größere Distanz zu spüren und seltener Lust auf Zärtlichkeiten zu haben. Von ihnen wird die Fehlgeburt häufiger als Schicksalsschlag beschrieben, bei dem sie ein Kind verloren hätten.

Viele dieser Frauen haben zudem Angst, wieder schwanger zu werden. Sie konnten den Schmerz kaum teilen und empfanden nach der Fehlgeburt mehr Spannung und weniger Liebe in ihrer Beziehung. Gelang es den Partner*innen jedoch, ihre Anteilnahme zu zeigen, fühlten sich die Frauen persönlich und sexuell stärker zu ihren Männern hingezogen.

Wie gehen Männer mit einer Fehlgeburt um?
Viele Männer haben das Gefühl, ihren Schmerz beiseite schieben zu müssen, um stark für ihre Partner*in sein zu können, ihr eine Schulter zum Anlehnen zu bieten und sind damit doppelt belastet – mit der eigenen Trauer und der ihrer Partner*in. Auch wenn die Bindung zum ungeborenen Kind anders ist, als die der Frau, die es schon von Beginn an in sich getragen hat, so hat der Mann vielleicht ebenfalls begonnen, sich auf die Veränderungen im Leben und den Familienzuwachs einzustellen. Möglicherweise hat er bereits den ersten Herzschlag bei der Ultraschalluntersuchung gehört oder schon die ersten Möbel fürs Kinderzimmer ausgesucht.

Noch weniger als bei Frauen, wird darüber gesprochen, wie es Männern mit dem traumatischen Erlebnis geht.

Männer denken oft, Sie müssten alles mit sich allein ausmachen – in diesem Fall aber schwelt die Trauer oft ewig in Ihnen. Depressionen werden bei Männern häufig nicht diagnostiziert, weil Männer andere Anzeichen zeigen und andere Bewältigungsmechanismen haben als Frauen. Außerdem suchen Männer seltener nach Hilfe, wenn psychische Probleme auftreten, als Frauen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Es sind gerade die unterschiedlichen Reaktionen der beiden Elternteile, die zu einer Beziehungskrise führen können.

Unterdrückt einer der beiden Partner*innen seine Gefühle, sucht schnellstmöglich nach Lösungen oder ist wohlmöglich wieder bereit für die Kinderplanung, während der oder die andere noch in tiefer Trauer ist, kann dies die Beziehung zusätzlich stark belasten. Der Hauptgrund für eine Ehekrise nach der Fehlgeburt ist in den meisten Fällen das unterschiedliche Verhalten bzw. das mangelnde Verständnis für das Trauerverhalten des Partners oder der Partnerin und die fehlende Kommunikation.

Die Herausforderung besteht außerdem darin zu begreifen, dass die Fehlgeburt beide betrifft, der Frau allerdings auch auf körperlicher Ebene widerfahren ist.

 

Die Erfahrung, tatsächlich schwanger gewesen zu sein – vor allem in einem frühen Stadium der Schwangerschaft –  kann so anders sein, dass es sehr unrealistisch ist, die gleiche Reaktion von beiden Partner*innen zu erwarten. Bislang gibt es keine Studien oder Forschungen darüber, wie häufig bestimmte Reaktionen vorkommen, bis zu welchem Grad das nur auf heterosexuelle Paare zutrifft oder ob beispielsweise ein lesbisches Pärchen ähnlich unterschiedliche Reaktionen zeigen würde.

Für beide Partner*innen gilt:
Wenn Sie das Bedürfnis haben, über Ihr verlorenes Kind zu sprechen, sollten Sie dies, wie alle anderen Gefühle auch, nicht unterdrücken. Achten Sie Ihre eigene Trauer, sie ist es wert gehört zu werden und versuchen Sie, das schlimme Erlebnis gemeinsam zu verarbeiten.

Zusammenfassend ist es wichtig:

  • Sich ausreichend Zeit zur Verarbeitung zu nehmen
  • Gefühle und emotionale Verletzungen auszusprechen
  • Eine offene und ehrliche Kommunikation, sich ggf. Moderation und Unterstützung durch eine Paarberatung zu holen
  • Sind Geschwister vorhanden, sollten auch diese – ganz altersgerecht – in das Geschehen mit einbezogen werden
  • Sich nicht komplett in der Trauer zu vergraben und bei Aktivitäten oder kleinen Ritualen bewusst Zeit zu zweit zu verbringen.

Fazit:

Eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt ist ein schlimmes Ereignis, welches zu einer großen Belastung für Sie als Einzelperson und für die Beziehung werden kann. Die daraus resultierenden Reaktionen und Emotionen beider Partner*innen können die Beziehung zwar gefährden, müssen aber kein Grund sein, dass diese zerbricht. Was dann ein wenig Mut machen kann, ist zu wissen: Man braucht den Weg des Heilungsprozesses nicht allein zu gehen, sondern kann sich professionell beraten lassen. Auch die Gesellschaft darf sich daran gewöhnen, dass Männer ebenfalls über die Erfahrung sprechen und dass Raum für sie geschaffen wird, den Verlust zu betrauern.

Wir von Liebling + Schatz begleiten Sie gerne dabei, eine Fehlgeburt und ihre Folgen für Ihre Beziehung oder sich selbst emotional zu verarbeiten. Augfgund unserer jahrelangen Praxiserfahrung wissen wir, dass es sogar möglich ist, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Viele Paare lernen sich noch einmal auf einer neuen Ebene kennen und lieben. Wenn Sie unsere Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie uns!

Sie möchten gerne mehr über eine Paartherapie bei uns erfahren? Dann schauen Sie gerne einmal hier vorbei.

Foto Credit: Unsplash/Claire Kelly

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