Inhalt:
- Was ist die Bindungstheorie?
- Welche Bindungstypen gibt es?
- Was alle Bindungstypen gemeinsam haben
- Lässt sich der Bindungsstil ändern?
Trotz aller natürlichen Bedürfnisse nach Liebe und Zuneigung gibt es Menschen, die immer wieder an den/die Falsche*n geraten: Während eine*r klammert, fühlt sich das Gegenüber von zu viel Nähe erdrückt. Frustration und Verzweiflung bei der Partnersuche sowie ständige Konflikte in der Beziehung sind dann nicht selten das Resultat. „Ich bin wohl einfach nicht beziehungsfähig“, schlussfolgern dann viele. Die Theorie der Bindungstypen kann erklären, warum und wie wir Beziehungen eingehen oder sogar vermeiden. Die Ursachen dafür gehen bis in die frühe Kindheit zurück. In diesem Beitrag möchten wir Sie dazu einladen, die verschiedenen Bindungstypen kennenzulernen, die Stärken und Schwachstellen sowie Ihr Selbstbild in einer Beziehung besser zu verstehen.
Was ist die Bindungstheorie?
Die sogenannte Bindungstheorie geht davon aus, dass besonders das erste Lebensjahr prägend für die Entwicklung eines Kindes ist. In diesem Jahr lernen Kinder von ihren primären Bezugspersonen – meistens Mutter und/oder Vater – wie sie mit Bindungen zu anderen umgehen. Der Psychoanalytiker und Kinderpsychiater John Bowlby legte bereits in den 1940er-Jahren den Grundstein für die Bindungstheorie zwischen Eltern und Kind. Gemeinsam mit ihm entwickelte die Psychologin Mary Ainsworth das Modell in den 50ern weiter: Die Forschenden beobachteten hierfür das Verhalten von Kindern, wenn diese von ihrer Mutter getrennt wurden. In den Forschungen zur Theorie verhielten sich manche Kinder völlig gleichgültig, wenn ihre Mutter den Raum verließ, während andere zu weinen begannen oder verärgert reagierten. Insgesamt kristallisierten sich in den Tests vier verschiedene Verhaltensmuster heraus. In der Psychologie gilt dieser Test als Fundament der Beziehungstypen. Man kam zu dem Entschluss, dass die Beziehung zwischen Hauptbezugspersonen und Kind die Grundlage für alle Beziehungen im Laufe des Lebens bildet und erklärt, zu welchen Bindungstypen wir uns entwickeln.
Erfahren Kinder eine sichere Bindung zu ihrer Bezugsperson, haben sie bereits früh gelernt anderen Menschen gegenüber Vertrauen aufzubauen und haben ein gutes Selbstwertgefühl.
Ist die Bindung zur Bezugsperson allerdings unsicher, kann sich dies im Erwachsenenalter negativ auswirken und sich beispielsweise in Verhaltensmustern wie Eifersucht, Angst, Wut oder Distanziertheit äußern.
Eine Übersicht: Welche Bindungstypen gibt es?
Der sicherer Bindungstyp
Ein sicherer Bindungstyp besitzt die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu regulieren und kann diese auch gut kommunizieren. Zudem haben sichere Bindungstypen in der Regel keine Probleme, anderen zu vertrauen und sind in der Lage, gesunde und langfristige Beziehungen zu führen. Laut Bindungstheorie haben sie emotional verfügbare Eltern/Bezugspersonen, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit, Ermutigung und Wertschätzung entgegengebracht haben.
Der unsicher-ambivalente Bindungstyp
Der unsicher-ambivalente Bindungstyp zeichnet sich durch Angst vor Zurückweisung und dem Verlassenwerden aus. In seinen Beziehungen ist dieser Bindungstyp stets auf der Suche nach Bestätigung und neigt durch sein geringes Selbstwertgefühl auch manchmal zu Eifersucht. Diese Verhaltensweisen können die Folgen einer inkonsequenten Erziehung sein, die nicht auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt war. Typisch sind auch Eltern, die das Kind für ihre eigenen Gefühle verantwortlich gemacht haben.
Der unsicher-vermeidende Bindungstyp
Langfristige Beziehungen aufzubauen und sich auf körperliche und emotionale Intimität einzulassen, fällt diesem Bindungstypen häufig schwer. Oft hatten unsicher-vermeidende Bindungstypen als Kind auch die an sie gestellte Erwartung, selbstständig sein zu müssen und sich früh selbst zu versorgen. Möglicherweise sind sie als Kind auch zurückgewiesen worden, wenn sie ihre Gefühle und Bedürfnisse geäußert haben – kein Wunder also, dass ihnen dies auch im Erwachsenenalter nicht leichtfällt.
Der unsicher-desorganisierte Bindungstyp
Typische Charaktereigenschaften dieses Bindungstyps sind ein inkonsistentes Verhalten und Schwierigkeiten, anderen Menschen oder dem Partner zu vertrauen. Oft liegt auch die Angst vor Zurückweisung vor sowie die Unfähigkeit, die eigenen Gefühle zu regulieren. Ursachen für diese Verhaltensmuster können Traumata, Vernachlässigung oder Missbrauchserfahrungen in der Kindheit sein. Manchmal hatte dieser Bindungstyp auch Eltern, die sehr widersprüchlich in ihrem Verhalten und der Erziehung waren.
Wichtig: Die vorgestellten Beziehungstypen stellen in unserer Praxis eine sehr hilfreiche Annäherung dar. In der Realität gibt es natürlich nicht immer einen einfachen Zusammenhang. Dass das Verhalten der Eltern einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat, ist in der Wissenschaft jedoch unbestritten.
Was alle unsicheren Bindungstypen gemeinsam haben
Mit ihrem Verhalten wollen alle unsicheren Bindungstypen erneut befürchtete Verletzungen vermeiden und entwickeln vermeintliche Schutzstrategien für sich, um diese künftig ausschließen zu können. Bleiben die schmerzhaften Kindheitserfahrungen ungeheilt, wiederholen viele Menschen diese Muster im Erwachsenenalter immer und immer wieder. Ein typisches Beispiel sind verlustängstliche Partner*innen, die sich in einen Menschen mit Bindungsangst verlieben und diesen mit noch mehr Nähe an sich binden wollen – leider geschieht dadurch das genaue Gegenteil.
Je mehr Trennungen oder Enttäuschungen wir erleben, desto mehr Schutzstrategien entwickeln wir, wenn diese nicht erkannt und aufgearbeitet werden.
Lässt sich der Bindungsstil ändern?
Sie haben Ihren Bindungsstil oder den der Partner*in erkannt und fragen sich, ob sich der Bindungsstil ändern oder sich Beziehungsfähigkeit lernen lässt? An dieser Stelle gibt es eine gute Nachricht: Welcher Beziehungstyp Sie sind, bestimmt nicht Ihr ganzes Leben oder Ihre aktuelle Beziehung. Entwickeln beide Partner*innen ein Bewusstsein über ihre ungesunden Bindungsmuster, können sie gemeinsam als Team dem negativen Kreislauf entkommen.
Wir von Liebling + Schatz begleiten Sie gerne dabei, aus erlernten Mustern auszubrechen und sich selbstehrlich mit sich und Ihrem Beziehungsverhalten auseinanderzusetzen. Aufgrund unserer jahrelangen Praxiserfahrung wissen wir, dass es auf diesem Wege möglich ist, die Beziehungsqualität zu verbessern oder endlich die erfüllte Partnerschaft zu führen, die Sie sich wünschen. Wenn Sie unsere Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie uns!
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