In jeder Partnerschaft gibt es Bedürfnisse, die fundamental sind für das Zusammensein. Sie verdeutlichen, wie sich die Partner voreinander zeigen – oder verbergen.
Als erstes die Kraft: Kraft kann etwas sehr Schönes sein. Der Partner vermittelt, indem er seine Kraft zeigt, seine Kompetenz. Wer in der Partnerschaft Kraft zeigt, bietet dem anderen Schutz. Wer zu kraftvoll auftritt, kann aber auch den anderen einschüchtern, kann aggressiv wirken. Kraft muss das Gegenüber auch aushalten können. Und wer keine Kraft zeigt? Wer seine Kraft verstecken oder verheimlichen oder unterdrücken musste? Wie wirkt er auf den anderen? Seinen Partner? Er wirkt schwach, angreifbar, weich. Wie kommt der Partner oder die Partnerin damit klar?
Halt – das heißt Halt geben als auch Halt suchen dürfen. Es ist ein Grundbedürfnis, das in beide Richtungen wirkt. Wer gerne Halt gibt – ist er auch fähig, Halt zu suchen? Bin ich als Partner bereit, in jeder Lebenslage meinem Partner, meiner Partnerin Halt zu geben? Gibt es Grenzen? Was passiert mit meinem Partner, wenn ich nur Halt suche? Kann das eine Beziehung aushalten? Wie zeigen sich beide voreinander, wenn sie Halt geben oder Halt suchen? Ist die Kommunikation eindeutig oder versteckt?
Bedürftigkeit: Stellen Sie sich ein Kind vor, ein Baby. Es ist völlig auf die Brutpflege seiner Eltern angewiesen. Es ist fundamental und größtmöglich bedürftig. Es braucht Nahrung, Zuwendung, Pflege, Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit. Ein Baby zeigt diese Bedürftigkeit brutalst möglich – da es keine andere Chance hat zu überlegen. Durch Weinen, Schreien, durch Freude, durch Lächeln. Aber wie zeigen wir Erwachsene unsere Bedürftigkeit? Wie zeigen wir unserem Mann, unserer Frau, dass wir bedürftig sind, dass wir Nähe brauchen, Pflege, Zuwendung? Wie eindeutig oder missverständlich sind die Signale, die ich aussende? Oder unterdrücke ich sie, weil ich sie mit Schwäche gleichsetze – und Schwäche nicht sein darf?
Aber wie drücke ich mein Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit aus? Warte ich darauf, dass mein Partner sie errät? Zeige ich offensiv, wenn mir nach Zärtlichkeit und Nähe ist. Oder bin ich eher der Typ, der Schwierigkeiten hat, Nähe zuzulassen? Wie weise ich dann meinen Partner zurück? Oder lasse ich es über mich ergehen? War in der eigenen Familie Nähe und Zärtlichkeit tabuisiert oder bekam ich als Kind genügend Zärtlichkeit?
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