In den meisten Beziehungen ist die sexuelle Appetenz unterschiedlich groß. Wenn Vorlieben, Wünsche und Bedürfnisse nicht übereinstimmen, kann das die Partnerschaft stark belasten – aber es gibt Lösungen. Liebling + Schatz weiß Rat.
Inhalt:
- Häufige Gründe für ein unterschiedliches sexuelles Verlangen
- Wenig oder gar kein Sex – was können wir tun?
- Gibt es eine Lösung für verschiedene Bedürfnisse?
„Heute nicht, Schatz!“ – Drei Worte, die in Beziehungen häufiger vorkommen, als man glaubt. Vor allem, wenn nach der anfänglichen Verliebtheitsphase der Alltag einkehrt oder unterschiedliche Stressoren eine Rolle spielen. Eines sei vorweggesagt: es ist ganz natürlich, unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse zu haben. Dazu gehört auch, unterschiedlich häufig Lust auf Nähe und Intimität zu haben. Erst die Bewertung oder das damit verbundene Gedankenkarussell (Habe ich etwas falsch gemacht? Liebt er/sie mich nicht mehr? Bin ich nicht attraktiv genug?) macht die sexuelle Unlust oder das unterschiedliche Verlangen zum Problem. Meist erscheint es den meisten Paaren als geradezu unüberwindbare Hürde – das erleben wir im Gespräch mit unseren Klient*innen immer wieder. Aber wie geht man damit um, wenn in einer Beziehung beide dauerhaft verschieden oft Lust haben?
Häufige Gründe für ein unterschiedliches sexuelles Verlangen
Unterschiedliches sexuelles Verlangen ist erst einmal ganz normal. Allein die Diskussion über die sexuellen Bedürfnisse kann zum Lustkiller werden. Häufig geht eine unterschiedliche sexuelle Appetenz aber auch mit tiefer gehenden emotionalen Konflikten in der Beziehung einher. In der systemischen Paartherapie wird daher nicht nur auf die Lust an sich geschaut, sondern auf das, was im zwischenmenschlichen Bereich im Argen liegt.
Was viele Paare aber nicht bedenken: Prüfen Sie zunächst unbedingt auch körperliche oder gesundheitliche Faktoren, die die Libido schwächen können wie beispielsweise:
- Chronische Müdigkeit
- Stress/Burn-Out
- Medikamente
- Probleme mit der Schilddrüse
- Testosteron-Mangel
- Hormonelle Verhütungsmittel
- Wechseljahre (Veränderter Testosteron- und Östrogenspiegel)
- Schwangerschaft- und Stillzeit
- Körperliche Schmerzen/Krankheit
Klären Sie ab, ob Ihre geringe oder geringer gewordene Libido nicht auf gesundheitlichen Gründen beruht. Gerade bei Schmerzen oder psychischen Problemen hat Lust keinen Platz. Und das ist auch erst einmal ok so. Holen Sie sich ärztlichen Rat ein.
„Manchmal ist das Problem nicht die Libido, sondern die mangelnde Kommunikation.“
Sex ist in unserer Kultur immer noch schambehaftet oder von unrealistischen Bildern geprägt. Viele Menschen haben ein festgefahrenes Mindset, wie Sex sein muss und wie oft er stattfinden sollte. Aber wie in vielen Beziehungsangelegenheiten ist eben auch hier eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation der Schlüssel. Ihr Gegenüber weiß nicht, was Sie mögen oder was in Ihnen vorgeht, solange Sie es nicht sagen. Und: Wer sich von dem/der Partner*in wertgeschätzt fühlt, kann seine Wünsche, Bedürfnisse und Fantasien auch offener kommunizieren. So kommen Sie sich selbst, aber auch dem Partner näher.
5 konkrete Tipps: Wenig oder gar kein Sex – das können Sie tun:
1. Keine Vorwürfe, bitte!
Wer weniger Lust hat, macht sich oft schon selbst Druck oder hat vielleicht das Gefühl, seinem Partner oder die Partnerin nicht zu genügen. Der andere Part hat möglicherweise mit der Zurückweisung zu kämpfen. Vorwürfe könnten hier nur für noch mehr Stress und Distanz sorgen. Besser: Fragen Sie um Erlaubnis, das Thema ansprechen zu dürfen. Gehen Sie die Sache als Team an und teilen Sie sich in einem ruhigen Moment – am besten außerhalb des Schlafzimmers – mit. Betonen Sie, was gut läuft und äußern Sie vorsichtig erste Wünsche. Akzeptieren Sie, wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin erst mal nicht so darüber sprechen möchte wie Sie, damit das Thema nicht zum Konfliktherd wird.
2. Taten sprechen lassen
Sie wünschen sich mehr Nähe? Sorgen Sie selbst für eine wohlige Atmosphäre zuhause und bieten Sie Ihrem/Ihrer Liebsten zum Beispiel eine schöne Ganzkörpermassage an. Manchmal braucht es auch die Verabredung, dass es bei der Massage bleibt und nicht mehr erwartet wird. Der Geist braucht hin und wieder Zeit, sich auf Körperlichkeit einzulassen. Generell fördert ein liebevoller Umgang das Vertrauen und die Bereitschaft.
3. Umarmen Sie sich!
Vor allem in Langzeitbeziehungen kommt es häufig vor, dass sich Paare aus den Augen verlieren. Es gibt keine innigen Küsse mehr, man sieht sich nur noch zwischen Tür und Angel, bespricht Organisatorisches, ist ein gutes Team und an körperliche Nähe ist erst recht nicht mehr zu denken. Doch wie kann man diese wieder herstellen?
Unser Praxis-Tipp: Umarmen Sie sich täglich für 30 Sekunden. Nehmen Sie diese Umarmung bewusst wahr. Dieser Körperkontakt löst Botenstoffe aus und kann tatsächlich wieder Lust auf mehr machen.
4. Brechen Sie aus Gewohnheiten aus
Keine Zeit, zu viel Stress und eingefahrene Verhaltensweisen – auch im Bett. All das wirkt sich aufs Liebesspiel aus. Was dann helfen kann: Schaffen Sie sich neue Erlebnisräume! Wann haben Sie sich das letzte Mal herausgeputzt und sind zu zweit ausgegangen? Auch kleine Alltagsabenteuer wie eine Übernachtung im Hotel in der eigenen Stadt oder heimlich nackt baden nach Feierabend, können sehr erfrischend für die Beziehung sein.
5. Stärken stärken
In einer Partnerschaft gibt es viele andere Gemeinsamkeiten, die mindestens genauso wichtig sind wie guter Sex. Konzentrieren Sie sich auf Dinge, die gut laufen und stärken Sie diese – auch das kann zur Verbesserung der Situation beitragen. Sind Sie erst einmal in guter Stimmung, kann daraus auch schnell mehr werden.
Gibt es eine Lösung für verschiedene Bedürfnisse?
Im Laufe einer Partnerschaft entwickelt sich das Sexleben weiter bzw. verändert sich. In den verschiedenen Lebensphasen, beispielsweise in den Wechseljahren, bei/nach einer Krankheit oder nach der Geburt, müssen die jeweiligen Bedürfnisse immer wieder abgeglichen werden. Zu einer offenen und ehrlichen Kommunikation gehören auch Gespräche über Sex. Die Voraussetzung dafür ist selbstverständlich, dass beide Personen offen für Veränderung und gewillt sind, sich dem Thema anzunehmen.
Wenn Sie körperlich gar nicht mehr zusammenfinden, die Ideen und Anregungen von Ihnen beiden oder einem/einer gar nicht angenommen werden, dann stellen wir uns bzw. Ihnen die Frage: Was liegt wirklich hinter der Unlust? Welche Verletzungen, Irritationen und unausgesprochene Paarprobleme müssen gelöst werden, damit Sie sich auch körperlich wieder annähern wollen?
Wir von Liebling + Schatz begleiten Sie gerne dabei, Ihre sexuelle Beziehung neu zu erfahren. Aufgrund unserer jahrelangen Praxiserfahrung wissen wir, dass es sogar möglich ist, eine ganz neue Form von Intimität zu erfahren. Wenn Sie unsere Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie uns!
Sie möchten gerne mehr über eine Paartherapie bei uns erfahren? Dann schauen Sie gerne einmal hier vorbei.
Foto Credit: Unsplash/WeVibe