Keine Sorge. Wir sind keine schlauen Besserwisser, keine Psychologen oder einer dieser Trennungsexperten. Sondern einfach nur seit 1995 miteinander verheiratet, zwei Kinder inklusive. Und wir möchten hier in diesem Blog gerne mal aus unserer Erfahrung erzählen und ein paar Tipps und Ideen weitergeben, wie Sex nicht im ganz normalen Familienwahnsinn versinkt. Kann sein, dass wir manchen Lesern dabei zu konkret werden, zu explizit vielleicht oder zu intim. Aber Sex und Erotik sind zu schön und zu wichtig für unsere Beziehungen, um unkonkret zu bleiben.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir lieben unsere Kinder über alles, aber wir haben sie, weil wir uns lieben. Und wir sind der festen Überzeugung, dass es sich lohnt, für eine Beziehung und für das gemeinsame Elternsein zu kämpfen, aber eben auch dafür, sich Platz für Abenteuer und Überraschungen zu lassen, weil wir im Familienalltag ohnehin schon so viel kontrollieren müssen.
Wir haben darüber auch schon mal ein Buch geschrieben. Einen Ratgeber. „Höchste Paarungszeit – Erotisches für Eltern im Alltagschaos“ heißt. Mit Geschichten wie „Mittagsmeeting“ oder „Gefangen in der Liebesschaukel“, die allesamt auf Erlebnissen beruhen; unseren eigenen oder denen von Freunden. Auch deshalb nennen wir uns und die Protagonisten im Buch Liebling & Schatz. Wir haben diese Namen gewählt, weil es zwei der beliebtesten Kosenamen in Deutschland sind. Und wir wollen damit sagen: Unsere Erlebnisse und die unserer Freunde stehen für die vieler Eltern. Weil wir wissen, wie schwierig es ist, sich als Paar Freiräume zu sichern.
Es lohnt sich, jede Gelegenheit zum Paarsein zu nutzen. Es lohnt sich sogar, sich zum Sex zu verabreden und dabei noch dazu pünktlich zu sein. Weil wir uns doch auch sonst für alles Zeit nehmen: für die Arbeit, dafür, die Kinder von A nach B zu kutschieren, für Fernsehen, Freunde, Sport oder Kino.
Jeder von uns kommt doch auf mindestens fünf verschiedene Rollen im Paar-Eltern-Berufs-Leben, die tagtäglich, nein, sogar stündlich variieren. Das stresst und den neuen Spaß am Sex haben wir beide uns in mehreren Jahren regelrecht erarbeitet. Weil er nämlich leider viel zu selten vom Himmel fällt, dieser Spaß. Weil er durch Machen entsteht, durch Tun, Ausprobieren, Scheitern, Wiederholen.
Erarbeiten heißt für uns aber auch bis heute: miteinander reden. Irgendwann, wir wissen gar nicht mehr, wann genau, haben wir begonnen, mehr über unser Sexleben zu sprechen, über unsere Wünsche und Ängste, Träume und Sehnsüchte – ohne dabei in richtige und falsche Vorstellungen zu unterteilen. Einfach nur mal die Ideen und Fantasien des anderen anzuhören, ohne sie gleich mit einer großen Tirade an Einwänden niederzumachen. Manche dieser Ideen und Gedanken brauchten Zeit, um zu Vorstellungen zu reifen. Sie brauchten auch Zeit, um an „Schrecken“ zu verlieren und um überhaupt erst spannend und interessant zu werden. Eigentlich haben wir einfach nur experimentiert, aber schon das hat uns wacher, achtsamer und neugieriger gemacht.
Wir entdeckten Gesten und Berührungen wieder, die wir liebevoll zwischendurch erwidern konnten, ohne sie gleich als „blöde Anmache“ ins Leere laufen zu lassen. Und wir stellten dabei fest, dass es in solchen Momenten nicht um die Aufforderung zum Vollzug des Geschlechtsaktes – sprich: nur ums Ficken – geht, sondern um Bekundungen des Begehrens. Und das es verdammt schön ist, zu spüren, begehrt zu werden.
Das Chaos und die Schnappatmung aber, die sind geblieben. Wir und manche unserer Freunde haben einfach nur gelernt, uns dagegen zu wehren. Prioritäten zu setzen. Statt Elternzeit auch Paarzeit einzufordern. Und auch unseren Kindern gegenüber klar zu artikulieren, dass wir regelmäßig Abende FÜR UNS brauchen. Dass wir nur gute Eltern sein können, wenn wir auch ein glückliches Paar sind. Dass es Grenzen und Tabus für sie uns gegenüber gibt, wie sie es auch umgekehrt für sich einfordern. Das gibt erstaunlich viel Spielraum. Zum Lieben, zum Sex.
Foto: Froodmat/photocase.de
