Mit Eifersucht hatte wohl jeder schon einmal zu kämpfen. Wir fühlen sie in der Kindheit Geschwistern gegenüber, später im Freundeskreis oder natürlich in Liebesbeziehungen – und ein Zuviel davon kann die Beziehung sogar zerstören. Doch wann ist Eifersucht noch normal und wann schadet sie der Partnerschaft? Wir von Liebling + Schatz haben uns dazu ein paar Gedanken gemacht.
Inhalt:
- Warum sind wir eifersüchtig?
- Männer und Frauen sind unterschiedlich eifersüchtig
- Wie viel Eifersucht in Beziehungen ist normal?
- Wann wird das Verhalten ungesund?
- Welche Gefahren birgt Eifersucht für den Betroffenen?
- Strategien, um die eigene Eifersucht zu bekämpfen
- Was kann derjenige tun, dem misstraut wird?
- Was tun, wenn ein konkreter Anlass zur Eifersucht besteht?
Einleitung:
Wenn die oder der Liebste immer öfter von einer Person spricht, auf Instagram ein Like unter dem Foto seiner Ex-Flamme setzt oder regelmäßig später von der Arbeit nach Hause kommt, können Verlustängste oder Selbstzweifel hochkommen. Ein gewisses Maß an Eifersucht ist normal und ein Ausdruck des Interesses an der Partnerin oder dem Partner. Doch darüber hinaus kann dieses nagende Gefühl auch zwanghafte oder sogar wahnhafte Ausmaße annehmen. Ein Thema, bei dem wir unseren Klient:innen in der Praxis immer wieder beratend zur Seite stehen und das wir in diesem Beitrag mit Ihnen teilen möchten.
Warum sind wir eifersüchtig?
Eifersucht liegt oft in negativen Erfahrungen, die zwischenmenschlich gemacht wurden, begründet. Zum Beispiel Untreue in früheren Beziehungen oder wenig Aufmerksamkeit und Liebe im Elternhaus.
Aber egal, welcher dieser Gründe zutreffen könnte, sie alle basieren letztendlich auf einem Kern: Selbstzweifel. Denn schätzt man sich selbst nicht so hoch ein, ist die Angst den Partner zu verlieren, wesentlich höher. Das kann zur eifersüchtigen Betrachtung anderer Menschen führen: Sind sie vielleicht attraktiver und erfolgreicher als ich oder stellen sogar eine potenzielle Bedrohung für die Beziehung dar?
Wer sich selbst mag und als liebenswert einstuft, muss solche Vergleiche mit andern nicht anstellen und lässt sich auch nicht so schnell aus verunsichern.
Männer und Frauen sind unterschiedlich eifersüchtig
Laut David M. Buss, Professor für Psychologie an der Universität von Texas, ist das evolutionsbedingt: Während Männer eher der körperliche Akt kränkt, trifft Frauen eher die Angst vor emotionaler Untreue. Eine interessante Ergänzung dazu lieferte die Studie der Forscher David A. Frederick und Melissa R. Fales von der US-amerikanischen Chapman University in Kalifornien, die belegt, dass dieses Phänomen nur für heterosexuelle Menschen gilt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die beiden in der Fachzeitschrift „Archives of Sexual Behavior“.
Evolutionsbiologen gehen im Allgemeinen davon aus, dass Eifersucht in unseren Genen liegt. Männer wollten seit Urzeiten sicherstellen, dass ihr Erbgut weitergegeben wird. Frauen bzw. Mütter wollen dagegen, dass ihr Kind auch die nötige Fürsorge vom Vater erhält.
Wie viel Eifersucht in Beziehungen ist normal?
Kurzfristige Eifersuchtsgefühle schaden einer Beziehung nicht und sind ganz normal. Immerhin zeigt sie auch, dass einem der Partner nicht gleichgültig ist.
Es spricht nichts dagegen, der oder dem anderen zu signalisieren, dass man an seinem Leben teilhaben möchte und auch entsprechende Fragen stellen darf. Darüber hinaus kann Eifersucht auch wachsam machen und anzeigen, dass etwas nicht ganz rund läuft: Vielleicht braucht ein Partner mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit oder es ist an der Zeit, sich etwas mehr für die Beziehung einzusetzen?
Wann wird eifersüchtiges Verhalten ungesund?
Problematisch und ungesund wird Eifersucht dann, wenn sie unkontrollierbar wird und Denken, Fühlen und Handeln stark beeinträchtigen.
Sie wird dann als krankhaft erachtet, wenn einer oder beide Beziehungspartner massiv unter dem besitzergreifenden Verhalten leiden – auch dann, wenn es gar keinen realen Grund für die Eifersucht gibt. Krankhaft eifersüchtiges Verhalten äußert sich zum Beispiel, indem:
- Sie ständig darüber nachdenken, was der Partner ohne Sie macht.
- Sie irrationale Ideen darüber haben, wie der Partner Sie hintergehen könnte.
- Selbstzweifel und Verlustangst Ihre Beziehung belasten.
- Sie Ihren Partner auf allen möglichen (Social Media) Kanälen kontrollieren.
Ständiges und anhaltendes Misstrauen dem Partner gegenüber führt in vielen Fällen zum Verlust der Liebe. Denn ständige Kontrolle, Vorwürfe und Unterstellungen treiben den Partner in die Enge – und im schlimmsten Fall auch in die Flucht.
Welche Gefahren birgt Eifersucht für den Betroffenen?
1. Selbstaufgabe
Wenn sich Ihre Gedanken ständig um die mögliche Untreue des Lebensgefährten drehen, obwohl dieser Ihnen keinerlei Anlass dazu gibt, könnten das Anzeichen von zwanghafter Eifersucht sein. Wenn Sie darunter leiden, drängen sich die negativen Gedanken geradezu dauerhaft auf. Dies geht mitunter so weit, dass Sie soziale Kontakte oder gar den Beruf hinten anstellen, um möglichst jeden Schritt des anderen überwachen zu können.
2. Es wird alles versucht, um den Partner nicht zu verlieren
Verlustangst kann extreme Züge annehmen. Zum Beispiel, wenn Sie Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner untersagen, seine Freunde zu treffen, zum Sport zu gehen oder sogar, sich an Orten aufzuhalten, an denen er möglicherweise auf attraktive Menschen treffen könnte. Dieses Verhalten zeugt von dem verzweifelten Versuch, jemanden vollständig an sich zu binden, womit Sie der Person noch mehr ihrer Freiheiten nehmen.
3. Der Partner wird zum Mittelpunkt des Lebens
Eine weitere Gefahr ist, dass Sie durch Ihre starke Eifersucht geradezu besessen von der Liebe Ihres Partners werden. In diesem Fall wird der Mann oder die Frau an Ihrer Seite zum Mittelpunkt Ihres Lebens und Sie bemühen sich ständig um Liebe und Anerkennung. Ihr eigenes Wohlbefinden vergessen Sie überdies komplett.
4. Zu viel Eifersucht kann die Liebe zerstören
Wenn sich Ihre Eifersucht auf ähnliche Art äußert, nimmt sie so starke Ausmaße an, dass Sie damit Ihre Beziehung gefährden. Denn je mehr Sie Ihren Partner durch das eifersüchtige Verhalten einschränken, desto schwerer machen Sie es ihm, sich in der Beziehung mit Ihnen wohlzufühlen.
Eifersucht bekämpfen: Strategien, um die eigene Eifersucht zu überwinden
Selbstwertgefühl stärken
Nur wer selbst davon überzeugt ist, liebenswert zu sein, kann auch die Liebesbekundungen seines Partners oder der Partnerin annehmen. Richten Sie den Blick auf Ihre Stärken und Talente und was Sie bereits alles in Ihrem Leben gemeistert haben. Auch gibt es sicherlich Dinge, die gut und positiv in der Beziehung laufen – konzentrieren Sie sich darauf.
Offener Umgang mit der Eifersucht:
Eifersucht fühlt sich häufig wie Schwäche an. Daher fällt es uns oft schwer, diese dem Partner zu kommunizieren und wir verstecken sie häufig hinter Vorwürfen oder wir ziehen uns zurück. Öffnen wir uns dagegen und sprechen darüber, wie wir uns fühlen und woher die Ängste vielleicht auch kommen, desto eher kann unser Partner verstehen, was mit uns los ist. In der Regel erzeugt es Nähe und Verbundenheit mit unserem Partner, wenn wir uns authentisch, offen und verletzlich zeigen.
Sich gegenseitig Freiräume gewähren
Wer seine Autonomie stärkt, also beispielweise selbst Freunde trifft, ein eigenes Hobby pflegt, den stört es auch weniger, wenn die Partnerin oder Partner einmal Zeit mit Freunden oder allein verbringen will.
Hilfe in Anspruch nehmen
Eine Paartherapie oder Paarberatung ist dann hilfreich, wenn beide Partner weiterhin an der Beziehung interessiert sind. In einem geschützten Raum können unterschiedliche Sicht- und Erlebensweisen der betroffenen Partner erörtert werden. Ist es dafür schon zu spät und die Beziehung nicht mehr zu kitten, empfehlen wir, das Thema in einer Einzeltherapie aufzuarbeiten, bevor man die nächste Beziehung eingeht.
Was kann derjenige tun, dem misstraut wird?
Es ist nachvollziehbar, dass der Partner des Eifersüchtigen – sofern die Eifersucht unbegründet ist – bereits nach kurzer Zeit genervt reagiert und eventuell versucht den Fragen des Partners auszuweichen oder Geheimnisse zu wahren, um sich nicht mehr rechtfertigen zu müssen.
Das Problem mit dieser Herangehensweise ist jedoch, dass Geheimhaltung lediglich dazu führt, dass der eifersüchtige Partner noch mehr Angst entwickelt, die Eifersucht sich intensiviert und noch extremere Schritte eingeleitet werden, um die Eifersucht zu lindern – ein Teufelskreis entsteht.
Besser: Es kann hilfreich sein, den Ängsten des Partners Gehör zu schenken, statt seine Eifersucht abzulehnen und ihm stets zu versichern, dass man ihn liebt und sich für ein Leben mit ihm entschieden hat.
Auch wenn kontrollierende Fragen des Eifersüchtigen sehr anstrengend sein können, sollte man ihn nicht „schonen“, indem man gewisse Dinge bzw. triggernde Situationen verschweigt oder gar vermeidet. Wichtig: Setzen Sie aber auch Grenzen, denn es ist natürlich nicht okay, wenn der Partner beispielsweise Mails, Nachrichten oder Anrufe checkt oder Ihnen einen Abend mit Freunden madig macht.
Nicht zuletzt sollten Sie sich für das eigene Wohlbefinden klar machen, dass es sich um die Gefühlswelt Ihres Partners handelt und Sie ihm nur liebend und unterstützend zur Seite stehen können – es aber nicht zu Ihrem Problem werden lassen sollten.
Was kann man tun, wenn ein konkreter Anlass zur Eifersucht besteht?
Eifersucht kann ein Warnsignal sein, dass in der Liebesbeziehung etwas nicht stimmt. Hier ist eine offene und konstruktive Kommunikation ebenfalls wichtig.
Beide Partner sollten sich beispielweise fragen: Haben wir uns in letzter Zeit genug Aufmerksamkeit geschenkt?
Dates vereinbaren, sich wieder mehr gemeinsame Zeit schenken und mehr Sexualität in den Alltag integrieren – all das kann helfen, die Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen wieder zu festigen.
Fazit: Eifersucht kann die Beziehung und die Liebe zwar gefährden, aber mit den richtigen Strategien lässt sie sich auch überwinden und befrieden.
Ein starkes Selbstbild, ein offener Umgang mit der Eifersucht und die professionelle Hilfe in einer Therapie oder psychologischen Beratung sind hilfreiche Strategien, die dabei helfen können, die Eifersucht langfristig zu befrieden und sich in der Beziehung nicht nur wieder glücklich und geliebt zu fühlen, sondern auch gestärkt aus solch einer „Krise“ hervorzugehen.
Wir von Liebling + Schatz begleiten Sie gerne dabei, Eifersucht und ihre Folgen für Ihre Beziehung emotional zu verarbeiten und einen neuen Umgang mit ihr zu finden. In unserer jahrelangen Praxisarbeit haben wir damit immer wieder zu tun. Wenn Sie unsere Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie uns!
Foto Credit: Unsplash/Zach Kessels