SCHULD IN BEZIEHUNGEN: TIPPS UND UMGANG

Ob vorsätzlich oder unbewusst – Verletzungen sind in Beziehungen unvermeidbar. Wie aber geht man damit um, ohne in eine Spirale von Schuldzuweisungen zu geraten? Liebling & Schatz klärt auf.

Inhalt:

  • Die drei Phasen der Verletzung in Partnerschaften
  • Verantwortung statt Schuldzuweisung
  • Blame-Shifting: Wenn der:die Partner:in Ihnen immer die Schuld gibt
  • Fazit

Bei Wiebke und Felix läuft es schon lange nicht gut. Ihre Beziehung plätschert vor sich hin, die beiden leben nebeneinanderher und das Sexleben liegt vollkommen darnieder. Als Felix seiner Frau den Seitensprung mit einer Bekannten aus dem Tennisclub gesteht, steht die Ehe kurz vor dem aus. Er bereut seinen „Ausrutscher“, seine Frau ist zutiefst verletzt und kann nicht aufhören, ihn zu beschuldigen und ihn verantwortlich für das Unglück beider zu machen. Als das Paar erkennt, dass ein konstruktiver Umgang mit dem Thema nicht mehr möglich ist, sucht es unseren Rat auf.

Die drei Phasen der Verletzung in Partnerschaften

Kränkungen und Verletzungen gibt es in allen menschlichen Beziehungen. Besonders intensiv erlebt werden sie jedoch in Paarbeziehungen. Dabei muss es nicht immer zu einem Seitensprung wie in unserem Praxisbeispiel kommen. Verletzungen geschehen – bewusst oder unbewusst. Und meist sind sie nur die

die Spitze des Eisbergs in einer Partnerschaft, der es an Wärme und emotionaler Nähe fehlt. Ob das etwas entschuldigt? Selbstverständlich nicht. Ob Schuldzuweisungen eine Verletzung heilen und eine Beziehung retten können? Sie ahnen es – nein!

Es braucht vielmehr ein „sich-gesehen-fühlen“ in der eigenen Verletzung sowie Verantwortung und Verständnis auf beiden Seiten.

Dass Kränkungen und Krisen nicht von heute auf morgen geschehen, sondern sich prozessartig in eine Beziehung einschleichen können, soll das folgende 3-Phasen-Modell verdeutlichen.

Phase 1: Enttäuschung

Herzklopfen und die ganze Welt erscheint rosarot – ganz am Anfang einer Partnerschaft sieht man meist über Macken der anderen Person hinweg. Wenn die diese euphorische Verliebtheit abnimmt, fallen mögliche negative Seiten des Partners oder der Partnerin erst auf und es kommt zu unvermeidbaren Enttäuschungen. Häufig sind es Bemerkungen oder Verhaltensweisen, die womöglich unbewusst geschehen, den:die Partner:in aber triggern.

Phase 2: Kränkung

Eines vorweg: Es ist gut „Standards“ und Erwartungen an eine Beziehung zu haben. Jedoch ist es unrealistisch zu denken, dass all diese Erwartungen zu jeder Zeit erfüllt werden können. Es ist in gewissem Maß also menschlich, dass dies zu Kränkungsmustern auf beiden Seiten führen kann. Ob und wie sehr man sich durch bestimmte Verhaltensweisen des Partners oder der Partnerin verletzt fühlt, hängt vom Ausmaß der negativen Verhaltensweisen und der persönlichen Bewertung dieser ab. Beispiele für Kränkungsmuster in Partnerschaften können beispielsweise sein:

  • Stummer Rückzug
  • Mauern
  • Sich unnahbar machen
  • Affären, Seitensprünge
  • Kontrollverhalten
  • Beleidigungen/Abwertung
  • Schroffheit
  • Liebesentzug
  • Emotionale Erpressung
  • Ignoranz
  • Sexuelle Unlust
  • Schuldgefühle machen (Blame-Shifting*)

Phase 3: Entscheidung

Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage, ob und wie es weitergeht. Bleibt das Paar im Teufelskreis der gegenseitigen Verletzungen und Schuldzuweisungen gefangen, was noch weiteres Leiden und letztlich die Trennung mit sich bringen würde? -> Auch dann ist eine gesunde Verarbeitung für beide Seiten wichtig, damit sich das Muster nicht wieder in einer neuen Beziehung wiederholt und Raum für eine erfüllende Partnerschaft geschaffen werden kann.

Oder nutzen die Partner:innen die Krise als Chance und Möglichkeit, sowohl persönlich, aber auch als Paar zu wachsen und einen konstruktiven Umgang mit Kränkungen und Verletzungen zu etablieren?

Verantwortung statt Schuldzuweisung

Nicht immer ist es möglich eine Verletzung innerhalb der Partnerschaft zu heilen und zu vergeben. Aufgrund unserer jahrelangen Praxiserfahrung wissen wir jedoch, dass alle der oben genannten Phasen großes Potenzial in sich bergen, als Partner:innen miteinander zu wachsen und die Beziehung sogar zu vertiefen. Damit dies gelingen kann, müssen wir uns jedoch von jeglichen Schuldzuweisungen und der Täter-Opfer-Dynamik verabschieden und stattdessen in die (Selbst-)Verantwortung kommen. Das bedeutet konkret:

  • Anerkennen, dass beide Seiten zu einem Konflikt beitragen und die Beweggründe komplex sind
  • Sich selbst und der anderen Person Fehler zugestehen zu können
  • Sich (paartherapeutische) Hilfe zu erlauben
  • Sich bewusst zu machen, dass sich die Verletzung möglicherweise deshalb so intensiv anfühlt, weil durch sie eine Wunde aus der Vergangenheit getriggert wird
  • Sich klarzumachen, dass man sich durch Schuldzuweisung und Groll am meisten selbst schadet bzw. selbst einschränkt
  • Offen und bereit zu sein, auch die Sicht des Partners oder der Partnerin verstehen zu wollen

*Blame-Shifting: Wenn der:die Partner:in Ihnen immer die Schuld gibt

Blame-Shifting, zu Deutsch „Schuldverschiebung“, ist ein manipulatives Verhalten, bei dem eine Person versucht, die Verantwortung für ein Problem auf eine andere abzuwälzen. Aus psychologischer Sicht gibt es mehrere Gründe für solch ein Verhalten:

  • Blame-Shiftern fehlt es häufig an emotionaler Reife, nicht selten haben sie auch narzisstische Züge.  Sich die eigene Unvollkommenheit einzugestehen, das kommt für Narzissten und Narzisstinnen nicht in Frage.
  • Die Hauptursache liegt meistens darin, das eigene Selbstwertgefühl zu schützen.
  • Auch könnten Blame-Shifter in traumatischen Beziehungen in der Vergangenheit geschlussfolgert haben, dass es für sie sicherer ist, die Schuld von sich abzuwenden – eine Art Überlebensstrategie
  • Mangelnde Selbstreflexion: Manche Menschen sind schlichtweg nicht in der Lage, sich selbst kritisch zu hinterfragen

Beispiel: Sie teilen Ihrem:r Partner:in mit, dass Sie über etwas verärgert sind, doch dann dreht Ihr gegenüber den Spieß um und richtet den Fokus auf eine Sache, die Sie getan haben und das eigentliche Problem tritt in den Hintergrund.

Wie gehe ich mit Blame-Shifting um?

  • Versuchen Sie das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zu lenken und Grenzen zu setzen
  • Machen Sie die Person auf das Verhalten aufmerksam, vielleicht ist sie sich dessen nicht bewusst

Blockiert der:die Partner:in, sollten Sie darüber nachdenken, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder die Beziehung zu überdenken. Denn ständige, unberechtigte Schuldzuweisungen können dem Selbstwertgefühl und der Psyche der:des Betroffenen schaden.

Fazit

Sind die Fronten verhärtet und ist man als Paar erst einmal in einer Spirale von Verletzung und Schuldzuweisungen gefangen, kann es schwierig erscheinen, wieder zueinander zu finden. Erst, wenn wir das Konzept Schuld hinter uns lassen und in die Verantwortung gehen, haben wir die Chance, wieder Frieden und Harmonie in die Beziehung zu bringen. Professionelle Hilfe, zum Beispiel paartherapeutische Angebote, können dabei helfen, mehr Verständnis für beide Seiten zu schaffen.

Aufgrund unserer Praxiserfahrung können wir von Liebling + Schatz sagen, dass es sich lohnt diesen Weg zu gehen. Es ist sogar möglich, noch mehr Qualität in die Beziehung zu bringen und eine noch tiefere Verbindung zueinander herzustellen. Wenn Sie unsere Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie uns!

Sie möchten gerne mehr über eine Paartherapie bei uns erfahren? Dann schauen Sie gerne einmal hier vorbei.

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